
Wusstet ihr, dass dieser Brauch ursprünglich aus Frankreich kommt? Faire un poisson d’avril à quelqu’un – das ist dort seit dem 16. Jahrhundert Brauch.
Und zwar genau seit dem 9. August 1564. Karl IX., Sohn von Henri II. und Catherine de Medicis, war damals König von Frankreich. Er hatte an jenem denkwürdigen Tag das Edikt von Roussillon erlassen. In Artikel 39 heißt es:
Voulons et ordonnons qu’en tous actes, registres, instruments, contracts, ordonnances, édicts, tant patentes que missives, et toute escripture privé, l’année commence doresénavant et soit comptée du premier jour de ce moys de janvier. Donné à Roussillon, le neufiesme lour d’aoust, l’an de grace mil cinq cens soixante-quatre. Et de notre règne de quatriesme. Ainsi signé le Roy en son Conseil Wir wollen und ordnen an, dass in allen Akten, Verzeichnissen, Dokumenten, Verträgen, Anordnungen, Edikten sowohl in offener als auch in gesandter Form und in allen privaten Schriftstücken das Jahr von nun an am ersten Tag des Monats Januar beginnt bzw. gezählt wird. (…)
Königliche Regelung
Damit vereinheitlichte Karl IX. erstmals den Jahresbeginn in Frankreich. Der Regent legte ihn auf den 1. Januar fest. Denn bis dato hatte es ein wildes Durcheinander gegeben. Im Erzbistum Lyon begann zu Weihnachten das neue Jahr. Nur wenige Kilometer südlich an der Rhône indes war der Jahresbeginn von der Kirche auf den 25. März festgelegt wor-den. Auch der 1. März und Ostern waren damals in Frankreich als Beginn eines neuen Jahres üblich.
Doch ab 9. August 1564 galt in Frankreich der Gregorianische Kalender, und der Jahres-anfang war offiziell der 1. Januar. Doch wer die Franzosen kennt, ahnt es schon: Sie machten da nicht mit. Protestierten. Ignorierten die Verordnung von oben. Und ließen das Jahr weiterhin am 1. April beginnen.
Der Spott war ihnen sicher. Als April-Narren verspottete man sie. Und trieb Scherz mit ihnen. Doch warum hängt man demjenigen, den man in den April schickt, einen poisson d’avril, Aprilfisch, auf den Rücken?
Der Fisch auf dem Rücken
Vermutlich liegt es an der Fastenzeit. Bis Ostern galt es: kein Fleisch. Wer an dieser Auf-lage verzweifelte, bekam am 1. April einen falschen Fisch geschenkt. Heute sind die Fische selbst gebastelt aus Pappe oder Papier. Oder werden als kleine Süßigkeit aus Marzipan oder Schokolade verschenkt.
Zu Lebzeiten von Charles IX. war ein poisson d’avril noch ein Dienstbote, der einen Liebesbrief seines Herrn überbrachte. Mit dem Edikt von Roussillon veränderte sich die Bedeutung dieses Begriffs. Fortan bedeutete das Wort: jemanden auf einen vergeblichen Botengang schicken, sprich, hereinlegen.
Filmreifer Brauch
Der französische Brauch hat auch die Filmemacher inspiriert. Im Film Un crime au paradis läuft Jacques Villeret längere Zeit mit einem April-Fisch auf dem Rücken herum. Der Brauch ist auch gleich zu Beginn im Film French Connection II zu sehen. Auf der Jagd nach dem Drogenboss Charnier ( Fernando Rey) trifft der nach Marseille gereiste New Yorker Cop Doyle (Gene Hackman) auf den französischen Kommissar Barthélémy (Bernard Fresson), der mit seinen Beamten nach einem Tipp vor der Gendarmerie massenhaft Fische auf der Suche nach Rauschgift aufschneidet. Auf dem Rücken des Gendarmen baumelt ein Papierfisch baumelt. Der Franzose erklärt dem verdutzten Kollegen aus Amerika, dass der Gendarm* einem Aprilscherz aufgesessen sei.
Zurück in die Wirklichkeit:
In Rötenbach war die letzten Tage typisches Aprilwetter. Und gestern hat es dann gestürmt und geregnet wie schon lange nicht mehr! Am späten Nachmittag war Großeinsatz der Feuerwehr. Einen Kilometer vor dem Bahnhof von Rötenbach ist ein Baum auf die Höllentalbahn gestürzt. Rien ne va plus!


Gott sei Dank nichts Schlimmeres passiert. So schön die Bahnstrecke von Neustadt nach Rötenbach auch ist, ganz ungefährlich ist sie nicht!
Aber nun kann der Frühling endlich kommen. Die Vorbereitungen in jeglicher Richtung sind angelaufen. Ende April wandern wir über den Mont Sainte Odile auf Spuren des "Hortus Deliciarum", einem Kriminalroman von Jean-Claude Diemer, der die Handlung nach Strasbourg, seiner Geburtsstadt in das Jahr 2009 zur Zeit des Nato-Gipfels verlegt. Lionel de Sandner, ein Buchhändler (bouquiniste) ist in den Besitz des berühmten und scheinbar verbrannten Manuskriptes von Herrad von Landsberg, einer Äbtissin und Schriftstellerin des Hochmittelalters, die mit Hildegard von Bingen in Kontakt stand, gelangt. Eine Sekte beansprucht dieses wertvolle Werk für sich und schreckt vor Mord nicht zurück. Spannend geschrieben. Für Freunde der französischen Sprache eine Fundgrube für das Passé Simple! Von der Sekte ist der Weltuntergang im Jahr 2036 prophezeit. Diese spannende Geschichte wird uns bei den drei Wanderetappen beglei-ten. Die zweite Übernachtung ist im Klosterhotel auf dem Odilienberg. Aber was wäre eine Wandertour an der elsässischen Weinstrasse ohne eine Dégustation? Wir runden die Tage in Ottrott ab mit einer Verköstigung beim Weingut Vonville, wo es unter ande-


rem den berühmten Rouge d'Ottrott gibt. In Klin-genthal gibt die „Maison de la Manufacture d'Armes blanches“ einen Einblick in die Geschich-te der 1730 unter Ludwig XV. gegründeten ersten französischen Blankwaffen-Manufaktur. Anhand einiger neu eingerichteter Werkstätten bekom-men wir eine Einsicht in die verschiedenen Berufe und das handwerkliche Können der Klingenthaler Arbeiter. Zur Sammlung gehören Säbel, Degen, Bajonette, Brustpanzer, Sensen und Sicheln, im Besonderen aber auch die Werkzeuge, die damals zu ihrer Herstellung ge-braucht wurden. Und am ersten Tag halten wir uns länger in Andlau, Partnergemeinde von Sexau auf. Die Abtei Andlau wurde 880 von der Kaiserin Richardis gegründet. Sie war von ihrem Gatten Kaiser Karl III. verstoßen worden und wurde später heiliggespro-chen. Ihr Grab in Andlau wurde zur Wallfahrtsstätte. Der Legende zufolge wurde ihr der geeignete Platz dafür von einer wilden Bärin gezeigt. In der als einem der ältesten Teile der Kirche erhaltenen, zweiräumigen Krypta aus dem Jahre 1045, gegen Osten um 1080 vergrößert, steht eine Bärenskulptur. Die Krypta ist eine der ältesten Wallfahrtsorte zur Jungfrau Maria im Elsass. Hierher kamen Rheumatismus-Geplagte und Fußkranke, um Heilung zu erhalten. Neben der Kirche ist ein Gebäude im Zentrum sehenswert: La Seigneurie. 2005 erwirbt die Gemeinde Andlau das leer stehende Gebäude, und es ent-steht der Plan für ein Kultur- und Umweltinterpretationszentrum. Die Geburtsstunde der „Ateliers de la Seigneurie“!

Das Programm für die Reise zu den Kanalinseln ist fertig und wird demnächst versandt, genauso die Radreise der Seine entlang. Bei dieser Reise werden wir auf der Rückfahrt noch in Beauvais und Pierrefonds Station machen. Beauvais ist berühmt für das höchste Kirchengewölbe der Welt...

...und Pierrefonds für das Traumschloss von Nordfrankreich!

Übrigens werden wir die Reiseprogramme sowohl digital als auch in Papierform zusen-den! Digital lassen sich viele Links zu anderen Internetseiten und zu Videos anklicken. Eine Riesen-Fundgrube!
Abschließend komme ich noch auf die Septemberreise nach Bordeaux und in die Gas-cogne zu sprechen. Im letzten Blog sind von mir ja bereits viele Informationen zur Um-gestaltung von Bordeaux gegeben. Mit dem City Pass hat man unheimlich viele Möglich-keiten: freien Eintritt in alle Museen, eine Stadtrundfahrt, freie Fahrt mit Strassenbahn, Bus und Fluss-Shuttle u.v.m.
Auf der Hinfahrt werden wir bei Bergerac das Château de Tiregand besichtigen, immer noch in Besitz der Nachfahren von Antoine de Saint-Exupéry. Auch mit einer Degusta-tion des sehr guten Weines, unter anderem dem roten Pécharmant, Brunos liebster Wein. Aber wer ist Bruno? Martin Walker, der britische Bestsellerautor, hat mit seiner Krimi-Serie das Périgord auf die literarische Weltkarte gebracht und ihn erfunden, den berühmten Chef de Police Bruno Courrèges!
Auf der Rückfahrt erleben wir zwei Höhepunkte, zum einen ... das Musée Zadkine in Les Arques. In Frankreich gibt es zwei Museen, die Zadkine gewidmet sind. Das erste befin-det sich in Les Arques im Departement Lot, wo der Künstler ab 1934 lebte. Dort ent-standen Skulpturen, die zu den bedeutendsten seines Werks zählen. Zu den in Les Arques ausgestellten Werken gehören: das Monument pour une ville bombardée; große Arbeiten aus Holz, wie Orphée, Diane, die Pietà und der Grand Christ, die in diesem Dorf geschaffen wurden. Bronzen: Formes féminines, Trio musical, Arlequin hurlant. Es sind Werke, die das Zadkine-Museum in Paris dem Museum in Lot übergab.
Das zweite Museum befindet sich in der Rue d'Assas 100 bis in Paris, in dem von Zad-kine bewohnten Haus, das auf seinen Wunsch hin der Stadt vermacht und von seiner Frau Valentine Prax in ein Zadkine-Museum umgewandelt wurde. Dieses Museum be-herbergt den größten Teil der Skulpturen des Künstlers, vom Kubismus bis zur Abstrak-tion.


...zum anderen in Varetz die Jardins de Colette.
Sie war die erste Frau in Frankreich, die ein Staatsbegräbnis erhielt: Sidonie-Gabrielle Claudine Colette. Die katholische Kirche hatte ihr wegen unsittlichen Benehmens ein religiöses Begräbnis verweigert. Als Colette wurde die Schriftstellerin, Varietékünstlerin und Journalistin weltberühmt. In Deutschland hatte sie vor allem mit ihren Claudine-Romanen Erfolg.
Sie hat das menschlichste Herz der modernen französischen Literatur. Ich, der ich durch viele Jahre hindurch nicht geweint habe, brach in Tränen aus, als ich die Briefe Mitsous an ihren Leutnant las. Marcel Proust nach der Lektüre des Romans „Chérie“ (1920)
1912 heiratete sie Henry de Jouvenel. So kam sie in die Corrèze. Bis 1923 lebte sie dort auf dem Château de Castel-Novel in Varetz. Nur zehn Autominuten von Brive-la-Gaillarde entfernt, erinnern dort heute die Jardins de Colette an die außergewöhnliche Frau.

Der fünf Hektar große Park zeichnet in sechs Themengärten die Lebensorte der Autorin nach. Die grüne Zeitreise beginn im Garten ihrer Kindheit in Saint-Sauveur-en-Puisaye.
Durch den Wald der Franche-Comté führt er hin in die Bretagne und die Corrèze. Von dort geht es weiter nach Saint-Tropez in die Provence. Und schließlich nach Paris, wo sie mit Blick auf den Palais Royal 1954 verstarb.
Mit mehr 1200 Bäumen, fast 6000 Sträuchern und rund 2700 Gräsern und Stauden inszenierten die Landschaftsarchitekten Laurent Duplantier und Anouck Debarre den poetischen Spaziergang. 2008 eröffneten die Jardins de Colette. Seitdem sind sie auch ein beliebtes Familienausflugsziel.
Dazu an dieser Stelle ein Hinweis:
Die im letzten Jahr geplante Reise auf Spuren von Colette und Vauban im Burgund werden wir im Herbst vom 26. - 28.Oktober ins Programm aufnehmen. Infos folgen demnächst!
Zu allen angesprochenen Reisen außer auf die Kanalinseln (Hier ist bereits eine Warte-liste eingerichtet! Eventuell werden wir 2024 diese Reise in abgeänderter Form noch-mals anbieten) besteht noch die Möglichkeit, sich anzumelden.
Die schönste Nachricht zuletzt: Am 19.März 2023 hat Rötenbach Zuwachs bekommen und uns zum dritten Mal zu Großeltern gemacht! Endlich ein Mädchen: Emma-Sophie.
Wir freuen uns sehr!
Bitte nicht zögern bei weiteren Fragen, Anregungen, Kritik...
Herzliche Grüße
Uli und Angelika Botschek-Konopka
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